Grabmal von Umm An-Nar

Die prähistorische Grabstätte Umm An-Nar hat einen Durchmesser von 15 Metern und ist die größte ihrer Art in den Vereinigten Arabischen Emiraten und im Oman. Die Gräber liegen am Rande der üppigen Dattelpalmengärten in Shimal und stammen aus der Umm-an-Nar-Kultur zwischen 2600 und 2000 vor Christus. Ihr Name leitet sich von der Ausgrabung auf der Insel Abu Dhabi ab, die in den 1950er Jahren von dänischen Architekten durchgeführt wurde, und bedeutet so viel wie die „Mutter des Feuers“.

Die zweite Hälfte des dritten Jahrtausends vor Christus war eine blühende Ära in der Geschichte von Ras Al Khaimah. Das Kupfer aus dem Hadschar-Gebirge erwies sich als wichtige natürliche Ressource, die in anderen Regionen gefragt war. Große Mengen gingen nach Mesopotamien im Irak und ins Industal in Pakistan. Die beiden Reiche konnten viele kulturelle Errungenschaften vorweisen, aber es fehlte an Rohstoffen wie Kupfer, um Waffen herzustellen.

Das kreisförmige Grabmal von Umm An-Nar wurde mit enormer körperlicher Anstrengung und dank extremem Reichtum errichtet und diente als gemeinschaftliches Familien- oder Stammesgrab. Mehr als ein Jahrhundert lang sollten die Verstorbenen in drei Familiengräbern beigesetzt werden, die wiederum durch Innenwände in mehrere Grabkammern unterteilt waren. Anhand historischer Funde aus anderen ähnlichen Grabmälern wird angenommen, dass das Grab zwischen 2 und 3 Metern hoch war. Der Großteil der Steine wurde nach dieser Zeit weiter verwendet.

Sorgfältig verlegte Bauplatten bildeten das Fundament des Grabmals. Grob behauenes Steinmauerwerk befand sich im Inneren; Quadermauerwerk dagegen kam im Außenbereich zum Einsatz. Das Quadermauerwerk aus weißem Kalkstein wurde sorgfältig geschnitten und so geformt, dass es genau zu den Formen des Rundgrabs passte. Die helle, glatte Oberfläche reichte bis zum Dach und erweckte den Eindruck, dass es sich um einen großen, weißen Turm handelt. Alle Eingänge waren mit perfekt passenden Steintüren und eingemeißelten Griffen verschlossen. So wurde das Öffnen und Schließen erleichtert, wenn eine neue Leiche bestattet wurde. Die Innenwände der Grabkammern hatten keine Unterbauten und waren zum Dach hin ausgekehlt, um Hohlräume zu vermeiden. Das flache Dach war mit Steinplatten verschlossen und mit Ablaufrinnen versehen, damit das Regenwasser abfließen konnte.

Archäologische Ausgrabungen ergaben, dass das Innere der Grabkammer auf komplexe Weise aufgebaut war und verschiedene Bestattungspraktiken angewandt wurden. Jede der drei Grababteilungen hatte entsprechende Eingänge und je zwei, vier und sechs Kammern. Steinplatten fungierten als Regale und boten Platz für verbrannte menschliche Überreste. Auf der unteren Ebene blieb somit noch Freiraum für weitere Bestattungen. Sobald der Raum vollständig belegt war, wurden die Leichen außerhalb des Grabes eingeäschert und im oberen Stockwerk beigesetzt. Aufgrund der komplexen Vorgehensweisen konnten die Grabmäler weit über ein Jahrhundert lang genutzt werden. Es liegen Aufzeichnungen für 430 Bestattungen vor.

Die Toten wurden in der Regel in gebeugter Haltung bestattet, zusammen mit ihren persönlichen Gegenständen wie Schmuck, Waffen, Steingefäßen und Tonwaren. Die meisten Artefakte stammten aus der Region oder aber aus Mesopotamien, Iran, Bahrain und dem Industal. Dies zeigt, dass es im dritten Jahrtausend vor Christus zu einem regen Seehandel kommen musste. Bei einem der Funde handelte es sich um eine Frau, die mit ihrem Hund begraben wurde.

Der Zugang zu dieser archäologischen Stätte ist nur in Begleitung eines Mitarbeiters der Abteilung für Altertümer und Museen möglich.